Chiffren & SigNaturen

Der konsequente Schritt, die detailreiche Empirie des Auges zu entlasten, führt mit einer ästhetischen Logik hin zur kalligrafischen Kürzelsprache, die so etwas wie ›Fraktale des Natürlichen‹ aufgreift, nämlich Verzweigungen, Blattadern, Astgabelungen oder Energie­ströme. Die vegetabilen Strukturen liefern dazu ein assoziatives System von Vereinfachungen und Abbreviaturen. Charlotte Weinmann bedient sich dabei einerseits der Vergrößerung von Grundmustern, andererseits verfolgt sie die Idee, für das ›Buch der Natur‹ Schriftzeichen ohne eindeutige Semantik zu entwerfen. So greift sie zum Beispiel natürliche (Wurm)Spuren im Holz auf und transkribiert sie auf Papier. Während die Tuschbalken der strengen ›Chiffren‹ an asiatische Piktogramme erinnern, lösen die etwas dynamischeren ›SigNaturen‹ Vorstellungsbilder von freien Krakelüren und Ritzungen der Ur-Kulturen aus. Dieses Interesse an ›morphologischen Botschaften‹ wurde verstärkt durch die Beschäftigung mit Baustrukturen und Architektursprache geweckt.

›Das »corpus naturae« liegt nahe am »ludus naturae« – und gibt der Welt des Zufälligen Namen und Halt.‹ (Josef Schweikhardt)