Wasserschriften

Wasser zu lesen – das vermögen die beschwingten, leichten Pinsel­zeichnungen. Sie folgen den Spiegelungen und ihrer bizarren Textur, sie greifen das fast körperlose Linienspiel auf, überlassen sich den verzerrten, grafischen Geometrien. Wenn von der heiteren Wasseroberfläche die Rede ist, von tanzenden Licht­reflexen und gebrochenen Kalligrafien, so sind Tusche und Aquarell ihr kongeniales Medium. In dieser nicht wirklich festzuschreibenden Ästhetik hat Charlotte Weinmann dennoch die flüssige Spurensuche aufgenommen und für sich selbst eine Art Kartografie der Konturumrisse entwickelt. Das Ungefähre, auch nicht Ungefährliche des Wasserelements wird hier ergänzt durch das vertraute Gefühl im Strömenden, Flirrenden und dem nachgiebig Weichen heimisch zu sein. Das Urelement trägt.

›Im Herzschlag des Wassers / tänzeln geschriebene Zeichen / über das schimmernde Naß / Spiegel von Weide und Schilf / fließen weg kehren wieder / ähnlich doch niemals gleich / Undine kennt das Geheimnis / dunkler Schriften / entschlüsselt die kühle Botschaft genau / zerteilt mit dem Fuß die Welle des Wassers / Nie ist sie leichter als schwimmend im See‹ (Charlotte Weinmann)